Kategorien
Geschnitzte Charaktere Holzfiguren LebensART Skulpturen

Hochmut kommt vor dem Fall

„Mr. Hochmut“, Lindenholz, 101 cm hoch
Kategorien
Geschnitzte Charaktere Holzfiguren LebensART Skulpturen

Geschnitzte Charaktere

Seit zwei Jahren hab ich meine bildhauerischen Aktivitäten erweitert. Neben Skulpturen für den Außen- und Innenbereich entstehen jetzt auch Schnitzarbeiten in kleinerem Format. Ich lasse Charaktere entstehen oder menschliche Situationen.

Titel: „Die Nachdenklichen“. Lindenholz mit Eisenbeschichtung. 2020.

Diese Figurengruppe will an etwas erinnern, das mir heute so nötig erscheint: Nachdenken! Sich Nachdenklichkeit gestatten!
Nicht sofort reden. Und nicht sofort zu allem eine Meinung haben müssen. Fakten von Lügen unterscheiden lernen. Nach Wahrheit fragen.
Diese drei Gestalten befinden sich im Gespräch. Aber es ist ein hinhörendes und zuhörendes Gespräch. Die drei lassen sich Zeit. Einer ist des anderen Resonanzraum. Worte erst mal sacken lassen. Gedanken im Herzen bewegen. Allmählich zu Klarheit gelangen, vielleicht sogar… – gemeinsam.

Skulptur „Der Schmerz“, Lindenholz 2019 (Bestattungshaus Lang)

Ein älteres Paar, Mann und Frau – erstarrt in Schmerz.
Welches Leid hat sie getroffen?
Welcher Verlust?
Was trifft beide bis ins Mark?
Sie stehen dicht beieinander.
Und sind doch beide wie in sich eingekapselt.
Sie will sich wenigstens anlehnen.
Er scheint es kaum zu spüren,
starrt gen Himmel, versteinert.
Sprachlos, wortlos und stumm – beide.
Kommunikation findet nicht statt,
der Gram untergräbt die Fähigkeit, das Leid miteinander zu teilen.
Beide sind überfordert.
Unter der Wucht von Leid und Verlust wird das Dasein zum Tunnel.
Wann und wo gibt es Licht?
„Der Schmerz“ (Ausschnitt)
„Der Schmerz“ (Ausschnitt)

Der Himmelsgucker, Lindenholz,48 cm

„Mr. Hochmut“, Lindenholz, 101 cm

„Der Untertan“, Lindenholz, 114 cm
Der Untertan, Ausschnitt

„Kriegsende“ (wartende Mutter), Lindenholz, 46 cm.

Monatelang habe ich überlegt, wie ich ein „Antikriegsbild“ schaffen könnte, bei dem das ganze nihilistische Grauen des Krieges in einem einzigen verdichteten Augenblick spürbar ist.
Ich erinnere mich an Zeugnisse und Berichte aus meiner Kindheit, in denen das quälende Erlebnis des Wartens (bei Müttern, Ehefrauen, Verlobten) vor und nach 1945 zum Ausdruck gebracht wurde: Kommt mein Sohn, mein Mann, mein Verlobter wohl zurück? Viele Frauen warteten vergeblich. Dann hieß es: Gefallen. Vermisst. Verschollen. – Im schlimmsten Fall, nach Jahren, den Nichtheimgekehrten für tot erklären lassen müssen!