Kategorie: Geschnitzte Charaktere
Der Titel „Geschnitzte Charaktere“ bezieht sich auf alle Arbeiten, die tatsächlich aus Holz geschnitzt sind. Die Figuren (meist Lindenholz) sind zwischen 45 – 100 cm groß (hoch).
Mir liegt nicht an zu viel Detailgenauigkeit, sondern an einem eher expressionistischen Ausdruck und einer Vereinfachung der Form. Dazu passt, dass einige Skulpturen eine rustikale Oberfläche haben. Deren „Rezept“ ist allerdings geheim.
Als „Sakralkunst“ bezeichne ich diejenigen meiner Bilder, Reliefs und Skulpturen, die in kirchlichen oder religiösen Räumen ihren Platz gefunden haben oder eigens dafür geschaffen wurden.
Ein besonderer Kunst-Ort dieser Art ist das moderne Bestattungshaus, das Dieter und Ute Lang in Nümbrecht (Außenort Stranzenbach) gegründet haben. Das ganzheitliche Konzept verbindet die Bestattungspraxis mit Angeboten der Trauerbegleitung und Trauerkultur.
Ich durfte die wunderschönen Abschieds- und Veranstaltungräume mit Bildern, Reliefs und einer Skulptur künstlerisch gestalten.
In der Kopfseite der Homepage (dort rechts oben) können Sie auf „lebensART“ klicken und dann die Seite „Kunst im Bestattungshaus Lang“ gesondert öffnen. Dort finden Sie die folgenden Motive in Großformat und mit allen erklärenden Texten!
„Friedenskreuz“
Technische Ausführung und Material
Maße: Balkenlänge: 190 x 190 cm, Balkenbreite: 30 cm; Dicke: 6 cm
Gewicht: 19,5 kg
Materialien: verleimte Schichten von Pappelholz (Tischlerplatte) und Sperrholz,
Mussini-Künstlerölfarbe, 23,75 Karat Blattgold
Gestaltung und theologische Symbolik
Der Querbalken ist der „Balken des Leidens“,
der senkrechte Balken ist der „Balken des Lebens“.
Der Balken des Leidens –
stellt das Leiden und den Tod Jesu von Nazareth in den Zusammenhang des universalen Leidens der Menschen und der Menschheit, insbesondere auf Grund von Hass, Gewalt und Feindschaft. Der Balken biegt sich unter der Last von Gewalt und Unrecht, von Leiden, Ohnmacht, Angst und Not. Dies wird in den eingearbeiteten .Fotos und Notizen beispielhaft konkret. Die Bilder wurden während der Arbeit am Kreuz aus Zeitungen und Zeitschriften gesammelt und gelten pars pro toto.
Schmiedeeiserne Nägel symbolisieren die physische Gewalt, die Jesus von Nazareth durch die grausame römische Hinrichtungsart der Kreuzigung erlitt. Die blutrot gefärbten Nägel sollen zugleich an Folter und Menschenrechtsverletzungen heute erinnern.
Entsprechend symbolisieren die roten Einkerbungen an den Balkenenden die Erfahrung psychischer und physischer Wunden und Schmerzen.
Der Balken des Leidens stellt eine „politische“ Deutung des Todes Jesu dar und verbindet die Hoffnung auf Gott mit den Tiefen und Dunkelheiten der von Gewalt geprägten menschlichen Geschichte.
Der Balken des Lebens –
kennzeichnet einen radikalen Kontrast zur Wirklichkeit von Unfrieden und Gewalt.
Dort, wo die Balken sich kreuzen, wird die biblische Ostererzählung angedeutet: Das offene Grab Jesu mit dem weggerollten Grabstein. Die roten und gelben Farben symbolisieren die Morgenröte des dritten Tages. Gott ist ein Gott des Lebens, der Freude und des Lichtes.
Durch den gesamten vertikalen Balken zieht sich ein breiter offener Spalt, der mit Gold ausgelegt ist. Er bezieht sich auf den zerrissenen Vorhang im Tempel von Jerusalem im Augenblick des Sterbens Jesu (Matthäus. 27,51). Ferner ist Gold die Symbolfarbe für Transzendenz und Todesüberwindung.
Der weggewälzte „Stein vor dem Grab“ ist mit dem Symbol der Friedenstaube versehen. Diese ungewöhnliche Verknüpfung besagt: „Ostern“ zieht „Pfingsten“ nach sich: das Wehen eines neues Geistes. Die Taube verkörpert den Geist Gottes, aber auch Frieden und eine neue Gesinnung.
Im unteren Bereich sind ein Becher .und zwei Ähren zu sehen: Christus sucht Menschen, die als neue Gemeinschaft das Reich Gottes bezeugen. Kelch und Brot bzw. Ähren erinnern an das als Mahl der Hoffnung und der Gemeinschaft mit Christus und untereinander.
Entlang des goldenen Spaltes ziehen sich von unten nach oben Zweige und Blätter, die das Kreuz Jesu als „Baum des Lebens“ erweisen. Der Baum des Lebens ist ein uraltes und weit verbreitetes religionsgeschichtliches Symbol mit zahlreichen Bedeutungen, u.a. der Verbindung von Unterwelt, Erde und Himmel. In der Bibel und der christlichen Ikonografie findet dieses Symbol eine neue Interpretation. Das Kreuz Jesu öffnet wieder den Zugang zum Paradies. Wunden werden geheilt, hinfort gibt es nur noch unbeschädigtes Leben.
Relieftafel „Brot des Lebens“
Relieftafel „Licht der Welt“
Skulptur „vergnügte Beterin“
(Eine Beschreibung finden Sie in der Rubrik „Geschnitzte Charaktere“)
Seit zwei Jahren hab ich meine bildhauerischen Aktivitäten erweitert. Neben Skulpturen für den Außen- und Innenbereich entstehen jetzt auch Schnitzarbeiten in kleinerem Format. Ich lasse Charaktere entstehen oder menschliche Situationen.
Diese Figurengruppe will an etwas erinnern, das mir heute so nötig erscheint: Nachdenken! Sich Nachdenklichkeit gestatten!
Nicht sofort reden. Und nicht sofort zu allem eine Meinung haben müssen. Fakten von Lügen unterscheiden lernen. Nach Wahrheit fragen.
Diese drei Gestalten befinden sich im Gespräch. Aber es ist ein hinhörendes und zuhörendes Gespräch. Die drei lassen sich Zeit. Einer ist des anderen Resonanzraum. Worte erst mal sacken lassen. Gedanken im Herzen bewegen. Allmählich zu Klarheit gelangen, vielleicht sogar… – gemeinsam.
Ein älteres Paar, Mann und Frau – erstarrt in Schmerz.
Welches Leid hat sie getroffen?
Welcher Verlust?
Was trifft beide bis ins Mark?
Sie stehen dicht beieinander.
Und sind doch beide wie in sich eingekapselt.
Sie will sich wenigstens anlehnen.
Er scheint es kaum zu spüren,
starrt gen Himmel, versteinert.
Sprachlos, wortlos und stumm – beide.
Kommunikation findet nicht statt,
der Gram untergräbt die Fähigkeit, das Leid miteinander zu teilen.
Beide sind überfordert.
Unter der Wucht von Leid und Verlust wird das Dasein zum Tunnel.
Wann und wo gibt es Licht?
Monatelang habe ich überlegt, wie ich ein „Antikriegsbild“ schaffen könnte, bei dem das ganze nihilistische Grauen des Krieges in einem einzigen verdichteten Augenblick spürbar ist.
Ich erinnere mich an Zeugnisse und Berichte aus meiner Kindheit, in denen das quälende Erlebnis des Wartens (bei Müttern, Ehefrauen, Verlobten) vor und nach 1945 zum Ausdruck gebracht wurde: Kommt mein Sohn, mein Mann, mein Verlobter wohl zurück? Viele Frauen warteten vergeblich. Dann hieß es: Gefallen. Vermisst. Verschollen. – Im schlimmsten Fall, nach Jahren, den Nichtheimgekehrten für tot erklären lassen müssen!