Kunst im Bestattungshaus Lang

Fotos: Michael Bony Photography

Bestattungshaus Ute und Dieter Lang : http://bestattungen-lang.de

Obergeschoss, Eingangsbereich

Dipthychon

– ohne Titel –

jeweils 55 x 110 cm,
Öl auf Leinwand, Blattgold

Diese beiden Bilder (Dipthychon) wurden als geschlossene Komposition eigens für den Eingangsbereich des Trauerhauses konzipiert. Farbliche Zurückhaltung erschien an diesem Platz angebracht. Fast könnte man die zweiteilige Arbeit als monochrom bezeichnen: es überwiegen Grautöne!

Dennoch gibt es ganz wenige, aber kräftige Akzente – durch lichten Ocker, Rot und Gold. Und es gibt bewegte Strukturen: sowohl durch die Gestalt der Farbflächen als durch die Textur des verwendeten Materials. Auch man kann hier und da den Eindruck eines Lichtschimmers gewinnen.

Auch ohne Titel oder beabsichtigte Bedeutung können diese „Bilder in Grau“ gleichwohl ein Gleichnis für unser Leben sein:

Im Leben kann es den trüb-traurigen Zustand von „Grau in Grau“ geben. Eintönigkeit, Trostlosigkeit, Mangel an Lebendigkeit und Farbe.

Und dennoch:

Eine einzige farbige Stelle, ein einziger Lichtblick, ein einziger Bereich, wo doch etwas leuchtet – das kann bereits die Gesamtsituation verändern. Schon wenig genügt, um das Leben trotz all dem Grau schön zu machen.

Auf einmal fühlt es sich doch lebendig an.

Auf einmal lebt etwas auf.

Auf einmal bekommt es Spannung, Gestalt und Ausstrahlung.

Bereits Weniges kann dem Leben eine Wendung geben…

Triptychon

„Tageszeiten des Lebens“

drei Relieftafeln,
Yellow-Poplar-Holz,
jeweils 36,5 x 150 cm,
Öl, Blattgold

Nicht nur die Jahreszeiten, sondern auch die Tageszeiten können als Metapher für den Lauf des Lebens dienen.

Die drei Relieftafeln beziehen sich (von links nach rechts) auf den Morgen, den Mittag und den Abend des Lebens.

Achtet man zunächst auf die Form oder Struktur, so sieht man, dass die beiden linken Tafeln mit ihrem Kreissegment nach rechts geöffnet sind, gemäß der Richtung eines Zeitpfeils. An seinem „Morgen“ und „Mittag“ erfahren wir das Leben als zukunftsoffen. Es ist das Land unserer Möglichkeiten, Pläne, Vorhaben und Aufgaben.

Auf der rechten Tafel zeigt das Halbrund indes nach links, es weist zurück: Wo das Leben sich neigt, rundet es sich zugleich ab, kommt zur Ruhe, erfährt es seine Grenze.

An die Tageszeiten des Lebens erinnern vor allem die jeweils dominierenden Farben:

Linke Tafel: Der Morgen

Blautöne und helles Grün lassen Leichtigkeit und Frische spüren. Der Tag ist noch jung. Das Leben hat noch etwas Zartes, Unverbrauchtes, Leichtes. Blau – das können die Träume sein, die wir haben. Grün, das ist der Ausdruck von Heranwachsen und Aufkeimen, von Fruchtbarkeit und Lebendigkeit.

Mittlere Tafel: Der Mittag

Kräftiges, glühendes Rot steht für Aktivität, Energie, Kraft, Bewegung. Auch für eine „erhöhte Betriebstemperatur“. Das Leben ist in voller Fahrt, zugleich erfordert es viel an Anstrengung, Einsatz und Kraft. Es ist die Zeit unserer größten Leistungsfähigkeit und Lebensentfaltung.

Rechte Tafel: Spätnachmittag oder früher Abend des Lebens

Das Gelborange und Ocker verrät Erntezeit: Erfolg, Gelungenes, Geleistetes darf eingebracht werden in die Scheune des Lebens. Die warmen Farben möchten Ruhe vermitteln, die Ruhe des Feierabends vielleicht. Ernte meint Freude und Dank. Zur Ernte gehört aber auch das Scheitern, Misslingen und alles, was nicht in Erfüllung ging. Der anbrechende Abend des Lebens fragt nach unserer Einwilligung in das, was nicht mehr änderbar oder nachzuholen ist. Das warme Orange geht über in dunkles Braun. Braun ist die Farbe der Erde, zu der alles Lebendige zurückkehrt.

Jedoch: Am oberen Ende öffnet sich etwas wie ein Spalt. Der Glanz von Gold wird sichtbar: Leben über die Todesgrenze hinaus? Die Erfahrung von Versöhnung und Ganzheit, trotz des Endes? Hoffnung, dass das Zeitliche einmündet ins Ewige?

Herbstlicht

50 x 70 cm,
Öl auf Leinwand, Blattgold

Melancholie
Verwelken
Entfärbung
Harmonie
Wärme
Klang
Fallen
Aufsteigen
Blätter im Wind
Herbstliches Leben
Entschleunigung
Feierabend
Ende der Saison
Ausklang
Nachhall
Einkehr
Stille
Sammlung

Obergeschoss, Cafébereich

Vier Relieftafeln

Yellow-Poplar-Holz, jeweils 31 x 117 cm, Öl, Blattgold

Von links nach rechts:

Tafel I: „Wo der Schmerz ist, ist auch der Schatz.“

Tafel II: „Erde zu Erde… – aber die Liebe bleibt.“

Tafel III: „Um den Abend wird es licht sein.“ (Sacharja 14,7)

Tafel IV: Du hast mir meine Klage verwandelt in einen Reigen, du hast mir den Sack der Trauer ausgezogen und mich mit Freude gegürtet.“ (Psalm 30,12)

Obergeschoss, Andachtsraum

 „Da berühren sich Himmel und Erde“

Öl auf Leinwand, 95 x 200 cm,
Öl, Blattgold

Ein Bild? Ein Gemälde? Eine Grafik? –

Mit sparsamsten Mitteln, reduziert auf wenige Linien und Formen, verbindet die Darstellung Himmel und Erde.

Blautöne für den Himmel, das Unsichtbare, Transzendente.

Brauntöne für die Erde, die Materie und das Irdisch-Vergängliche.

Zwei Linien bewegen sich aufeinander zu und treffen sich. Die eine von oben herabkommend. Die andere von unten aufsteigend.

Am Berührungspunkt leuchtet die Symbolfarbe Rot auf.

Die dualistische Auffassung, wonach das Himmlische hell und die Welt der Materie dunkel ist, wird revidiert: Die aus dem Irdisch-Vergänglichen aufsteigende Linie ist ebenfalls mit Blattgold ausgelegt: Erde und nackte Materie, Diesseitigkeit und Vergänglichkeit – das ist nicht das Un-Eigentliche, Wertlose, Dunkle, sondern Teil eines großen Reichtums. Himmel und Erde sind eins.

Der Kreis verläuft konzentrisch um den Berührungspunkt in der Mitte.

Er ist ein uraltes Symbol vieler Kulturen und Religionen. Der Kreis steht für Ganzheit, für das Unteilbare und Zusammengehörige. Für das Allumfassende und die Aufhebung der Gegensätze von Drinnen und Draußen. Für Umfangensein, Geborgenheit und Versöhnung.

Abschiedsraum Untergeschoss

„Die Blätter fallen…“

Leinwand auf Holz, 85 x 200 cm,
Öl, Blattgold

Die Blätter fallen, fallen wie von weit, 
als welkten in den Himmeln ferne Gärten; 
sie fallen mit verneinender Gebärde. 

Und in den Nächten fällt die schwere Erde 
aus allen Sternen in die Einsamkeit. 

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt. 
Und sieh dir andre an: es ist in allen. 

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen 
unendlich sanft in seinen Händen hält. 

Rainer Maria Rilke

Die Bildkomposition will keine Illustration des Rilke-Gedichtes sein, sondern interpretiert es auf eine eigenständige Weise.

Das Vergänglichkeits-Motiv der fallenden Blätter wird durch die Verwendung von Blattgold zu einem Hinweis auf etwas Kostbares, Wertvolles.

Das Motiv der Treppe und des Durchgangs wie durch einen Tunnel findet sich in religionsgeschichtlich vielen Traditionen:

Sterben als Aufstieg. Und: Sterben als Weg durch eine dunkle, vielleicht bedrohliche Passage hindurch und hinauf ins Licht.

Abschiedsraum Untergeschoss

„Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden.“

Öl auf Leinwand, 90 x 100 cm

Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird,
so werden wir sein wie die Träumenden.
Dann wird unser Mund voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens sein.
Da wird man sagen unter den Heiden:
Der Herr hat Großes an ihnen getan.
Der Herr hat Großes an uns getan; des sind wir fröhlich.
Herr, wende unser Gefängnis, wie du die Wasser gegen Mittag trocknest!
Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.
Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen
und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.

Psalm 126

Abschiedsraum Untergeschoss

 „Heimweg“

Öl auf Leinwand, 970 x 80 cm

Drei gebeugte Gestalten auf dem Weg.
Für den Betrachter gehen sie weg.
Für sie ist es ihr Heimweg, ihr Weg nach Hause.
Ihr Weggehen bedeutet für sie selbst: ankommen.
Ein Weg wie durch die Wüste.
Ocker-braun die gesamte Umgebung.
Ein spärlicher dürrer Baum, der sich über sie neigt.
Schutz oder Schatten vermag er nicht zu spenden.
Doch der Weg führt ins Licht, das sich schon andeutet.
Die Schatten der drei Wanderer fallen hinter sie.
Drei Gestalten auf dem Weg –
das erinnert auch an die Ostererzählung im Neuen Testament (Lukas 24).

Zwei Jünger Jesu gehen nach der Kreuzigung Jesu weg von Jerusalem zurück in ihr Dorf Emmaus. Erschüttert, resigniert und voller Trauer.

Doch nach seiner Auferstehung nähert sich Jesus ihnen und begleitet sie auf ihrem Weg, ohne dass sie ihn erkennen.

Er geht den Weg der Trauer mit.

Erst am Ende, als er mit ihnen zu Tisch sitzt und das Brot bricht,  gehen ihnen die Augen auf für das Wunder seiner Gegenwart! „Es ist der Herr!“

Skulptur „Der Schmerz“, Lindenholz

Ein älteres Paar, Mann und Frau – erstarrt in Schmerz.

Welches Leid hat sie getroffen? Welcher Verlust? Was trifft beide bis ins Mark?

Sie stehen dicht beieinander. Und sind doch beide wie in sich eingekapselt.

Sie will sich wenigstens anlehnen. Er scheint es kaum zu spüren, starrt gen Himmel, versteinert.

Sprachlos, wortlos und stumm – beide. Kommunikation findet nicht statt, der Gram untergräbt die Fähigkeit, das Leid miteinander zu teilen.

Beide sind überfordert. Unter der Wucht von Leid und Verlust wird das Dasein zum Tunnel.

Wann und wo gibt es Licht?